20. Juni 2022

QUALITÄT, LOYALITÄT, NACHHALTIGKEIT – Michael Klement

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CEO unserer Mutterfirma United Benefits Holding, Michael Klement, im Interview mit Forbes Austria.

Nach Jahren des rasanten Wachstums hat sich die von Franz A. Kollitsch und Erwin Krause gegründete Invester-Gruppe letztes Jahr eine neue Struktur verpasst. Mit der United Benefits Holding wurden die Dienstleistungen Development, Assetmanagement und Fondsmanagement in der Immobilienbranche unter einem gemeinsamen Dach gebündelt. CEO Michael Klement zieht nach etwas über einem Jahr eine positive Bilanz und erwartet sich trotz schwieriger Rahmenbedingungen auch für die Zukunft ein nachhaltiges Wachstum – mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit.

Der Name hat sich geändert, doch die Adresse ist geblieben – denn gestern wie heute residiert die United Benefits Holding am Wiener Parkring 12. Auch zwei der drei Töchter, die für Development zuständige Invester United Benefits sowie die Assetmanagement-Tochter Ekazent, sind in dem Gebäude in der Wiener Innenstadt zu Hause. Vor allem das Ekazent-Büro gleicht dabei eher einer Kunstgalerie als einem klassischen Büro, doch auch in den Hallen der anderen Büros ist die Affinität der Gründer zu wertvollen Kunstwerken nicht zu übersehen: In der Sammlung finden sich ein Micky-Maus-Gemälde von Gottfried Helnwein sowie Skulpturen von Jeff Koons oder Yves Klein. Das dritte Tochterunternehmen, die für Fondsmanagement zuständige Wealthcore Investment Management, ist vier Autostunden entfernt in München angesiedelt.

Die neue Struktur, die vollständig im Eigentum der Family Offices von Franz A. Kollitsch und Erwin Krause steht, wurde Anfang 2021 etabliert. Die Intention: das eigene Wachstum noch besser zu managen und das Alleinstellungsmerkmal, alle Dienstleistungen in der Immobilienbranche im eigenen Haus abdecken zu können, stärker zu etablieren. Denn seit Michael Klement an Bord kam, hat sich die Größe der Gruppe deutlich verändert: „Als ich Ende 2015 angefangen habe, waren wir vier oder fünf Mitarbeiter. Heute sind es – in der ganzen Holding – rund 80 Personen“, sagt Klement. Obwohl das Wachstum weiterhin im Fokus bleiben soll, soll es nicht um jeden Preis erzielt werden, betont er: „Unsere Werte sind Nachhaltigkeit, Qualität und Loyalität. Wir machen lieber ein Geschäft gar nicht, bevor wir es schlecht machen. Unsere Gründerfamilien sind seit mehreren Generationen in Wien verankert, uns ist also wichtig, dass wir Partner haben, mit denen wir langfristig Geschäfte machen.“

Doch nicht nur strategisch, auch im Bereich Nachhaltigkeit entscheidet sich die UB Holding oftmals gegen kurzfristige Renditen, um langfristig erfolgreich zu bleiben. Egal, ob in der Immobilienentwicklung, im Bestandsmanagement oder in der Fondsauswahl: Das Unternehmen investiert heute mehr, um morgen und übermorgen wachsen zu können. „Es kommt immer auf die Assetklasse an, aber sowohl im Bestandsgeschäft als auch in der Projektentwicklung kosten uns diese Investitionen richtig Geld. Wir glauben aber, dass das Commitment sich langfristig auszahlt“, sagt Klement.

Es scheint alles gut zu laufen für den Wiener Immobilienspezialisten. Doch das Marktumfeld könnte den Erfolg gefährden – stark steigende Inflation könnte steigende Zinsen in Europa bedeuten, was die Branche belasten würde. Hinzu kommen die sowieso schon weit über die Inflation angestiegenen Kosten für Roh- und Baustoffe. Auch die steigenden Immobilienpreise machen das Leben nicht leichter. „Es wird wohl nicht so sein, dass der Bau von Immobilien günstiger wird oder die Grundstückspreise plötzlich fallen. Und irgendwann können sich die Mieter auch die steigenden Preise nicht mehr leisten. Wir sind dort noch nicht angekommen, aber das ist ein Szenario, auf das wir uns einstellen müssen“, so Klement.

Der CEO geht davon aus, dass die Zinsen mittelfristig um 150 bis 200 Basispunkte steigen könnten. Ernsthafte Sorgen macht sich der CEO dennoch keine: „Im Gegensatz zu anderen Unternehmen in der Branche sind wir mit entsprechendem Eigenkapital ausgestattet. Zudem hilft uns der Fokus auf verschiedene Bereiche, das Risiko zu streuen.“

Einen Namen hat sich die Unternehmensgruppe mit Prestigeprojekten wie dem Hilton Hotel am Wiener Stadtpark gemacht: Die Landmark-Immobilie mit einer Gesamtfläche von 50.000 Quadratmetern wurde nach dem Projektabschluss erfolgreich an südkoreanische Investoren übergeben und das langfristige Assetmanagement gesichert – bei einem Transaktionsvolumen von rund 370 Mio. €. Doch in Zukunft will die UB Holding nicht nur bei spannenden Immobilienprojekten, sondern auch im Bereich Nachhaltigkeit als Vorreiter bekannt sein.

Das Thema ist in der Immobilienbranche ein äußerst relevantes: Satte 40 % aller CO2-Emissionen weltweit gehen auf Gebäude zurück. Davon entfallen 28 % auf den Betrieb von Gebäuden (Heizung, Strom etc.) und 12 % auf Materialien sowie Bauarbeiten – und daran wird sich so schnell nichts ändern, denn laut Daten der Internationalen Energieagentur (IEA) werden zwei Drittel der Gebäudeflächen, die heute existieren, auch 2040 noch vorhanden sein. Laut den Vereinten Nationen werden im Jahr 2050 zudem 70 % aller Menschen in Städten leben – was noch mehr Flächenbedarf bedeutet.

Klement: „Das ist eine Statistik, die mich wirklich schockiert. Da müssen wir tief hineingehen.“ Für ihn soll sich der Begriff Nachhaltigkeit auf alle Unternehmensbereiche auswirken, um Sinn zu machen: „Wir wollen nachhaltige Fonds auswählen, nachhaltig investieren, nachhaltig bauen und unsere Gebäude nachhaltig betreiben.“

Dabei orientiert sich die

UB Holding an der Taxonomie der Europäischen Union, einem Kriterienkatalog für ökologisches und nachhaltiges Wirtschaften. Das nachhaltige Bauen sei wohl „das schwierigste Kapitel“, so Klement. Man führe bereits heute ausschließlich Tiefenbohrungen durch und versuche, wo immer möglich, Bauteilaktivierung zu betreiben. „Wir gehen davon aus, dass Wien deutlich wärmer wird, als wir uns das alle heute vorstellen können. Darauf bereiten wir uns jetzt schon vor“, so der CEO. Man führe unter anderem auch mit Mietern Gespräche, ob ein Umstieg auf Ökostrom nicht eine sinnvolle Option sein kann – „das bringt uns zwar keinen Euro mehr, aber im Jahr 2022 muss jeder von uns die Extrameile gehen“.

Diese Bemühungen werden auch von anderen bemerkt. So wurde das Projekt Prizeotel, das aktuell am Wiener Hauptbahnhof in der Finalisierungsphase ist, kürzlich vom Klimaschutzministerium mit dem „Klimaaktiv Goldstandard“-Preis ausgezeichnet. Hervorgehoben wurden unter anderem die Wärmeversorgung, die gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel sowie die Drittverwendungsmöglichkeit des Gebäudes.

Auch bei Wealthcore will man Vorreiter sein. So fallen Fonds mit einer nachhaltigen Strategie im Zuge der von der EU ausgegebenen Offenlegungsverordnung unter „Artikel 8“; Fonds, die zusätzlich auch noch eine nachhaltige Wirkung erzielen wollen, gelten als „Artikel 9“-Fonds (auch „Impact-Fonds“ genannt) – die höchste Stufe, die Fonds im Bereich Nachhaltigkeit erreichen können. Klement: „In ganz Deutschland gibt es aktuell nur drei zugelassene und von der Bafin (deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Anm.) regulierte ‚Artikel 9‘-Wohnbaufonds – und zwei davon sind von Wealthcore. Das haben wir echt gut gemacht.“ Doch die selbst auferlegten strengen Richtlinien führen auch dazu, dass renditestarke Projekte womöglich ausgeschlossen werden. „Aus diesem Standard fallen natürlich auch viele Immobilien¬projekte raus, das ist uns bewusst“, sagt Klement. Doch für die UB Holding ist auch in diesem Fall die kurzfristige Rendite nicht das Wichtigste.

Michael Klement wuchs im oberösterreichischen Steyr auf. Die Eltern führten ein Gasthaus, das mittlerweile Klements Bruder übernommen hat. Für ihn selbst war die Übernahme des elterlichen Betriebs nie ein Thema: „Mich fasziniert das Gastgewerbe zwar, aber die Frage hat sich eigentlich nie gestellt.“ Das Aufwachsen im und mit dem Gasthaus habe ihn aber dennoch geprägt, so der Manager. Klement studierte Rechtswissenschaften sowie Real Estate Business und interessierte sich schon früh für die Immobilienbranche: „Ich komme ja aus einer ganz anderen Ecke, aber mit Immobilien haben wir alle ständig zu tun, egal, ob zu Hause, beim Sport oder wenn wir auf Urlaub fahren. Das fand ich immer spannend.“

Klement startete seine Karriere bei CA Immo, wo er sieben Jahre im Asset- und Investmentmanagement tätig war. Nach einer Station bei Signa kam er 2015 zu Invester United Benefits, wo er 2017 Chief Operating Officer und 2018 CEO wurde. Seit Jänner 2021 leitet Klement nun die UB Holding. Das Zusammenspiel mit den beiden Unternehmensgründern Krause und Kollitsch habe sich in der neuen Struktur nicht großartig verändert, so der CEO – die beiden stehen Klement als „Sparringpartner“ zur Verfügung, sind in das operative Geschäft aber nicht eingebunden. „Wir stehen transparent und regelmäßig im Austausch, manchmal wöchentlich, manchmal aber auch zweimal pro Tag. Das funktioniert sehr gut“, so Klement. Der Fokus des Unternehmens, der im gesamten Portfolio auf A-Städten in der deutschsprachigen Region liegt, wird sich so schnell wohl nicht ändern. Auch Wien als „Homebase“ wird dem Unternehmen bleiben, wobei Klement nicht verneint, dass man sich auch anderweitig umsieht. „Wir blicken neben dem DACH-Raum auch nach Polen oder in die Benelux-Staaten. Da gibt es spannende Möglichkeiten.“

Das dynamische Wachstum war laut Klement in den letzten 24 Monate auf alle Bereiche ungefähr gleich verteilt. Das hatte mit dem Einstieg in das Wohnsegment in der Entwicklung zu tun, aber auch mit dem strategischen Schritt in die Vermietung. In Zukunft könnte sich das etwas verschieben: „In der Zukunft wird unser Fokus beim Wachstum wohl auf Wealthcore und Ekazent liegen, also stärker im Fonds- sowie im Asset¬management“, so Klement.

Zu konkreten Umsatzzahlen hält sich der CEO bedeckt – das sei einer der Vorteile, wenn man im Eigentum von Familienstiftungen steht –, sagt aber, dass bei den Assets under Management (AuM) bei Wealthcore bis Mitte 2023 die Zwei-Mrd.-€-Marke geknackt werden soll. Beim Transaktionsvolumen habe die

United-Benefits-Gruppe bisher rund zwei Mrd. € erreicht.

Auf ein ganz persönliches Ziel seiner Tätigkeit angesprochen, denkt Klement kurz nach: „Ich will rund um die Themen Nachhaltigkeit und Klima ein Produkt schaffen, das dabei hilft, Bestände klimafit zu machen.“ Dort läge ein großer Hebel. Wo dieses Produkt dann unternehmerisch verankert wäre, kann Klement aber selbst noch nicht sagen: „Eigentlich müsste das dann wohl ein eigenes Vehikel sein, aber das ist eine der vielen Fragen, die wir uns gerade stellen.“ Klement denkt jedenfalls nicht nur intensiv auf der Produktebene nach, sondern auch gesamtunternehmerisch: „Ich will die Gruppe so fit machen, dass wir gut auf turbulente 18 Monate vorbereitet sind, denn die werden kommen. Doch das wissen wir und fangen daher jetzt schon an, unsere Vorkehrungen zu treffen. Denn: Never waste a good crisis.“

Link zum Originalbeitrag 

Forbes Interview mit Michael Kuhn
Forbes Interview mit Michael Kuhn
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